Drei Fragen, die mich begeistern
1. Wie bleiben wir lange gesund?
Diese Frage ist nicht so trivial, wie sie klingt. Zwar bin ich nicht der Erste, der kritisiert, dass unser Gesundheitssystem eher einem Krankheits-Verwaltungssystem gleicht. Umso erstaunlicher finde ich, dass es kaum gute Konzepte gibt, die aus der Medizin heraus sinnvoll zu Ende gedacht werden – und dann auch noch so zugänglich sind, dass sie im echten Leben Platz finden.
Das meiste, was heute unter Prävention läuft, ist Früherkennung in der konventionellen Medizin, profitgetriebene Wellness oder Longevity-Rauschen von Leuten, die sich nicht mit ihrer eigenen Endlichkeit beschäftigen möchten. Ich habe einen praktischen Erfahrungsschatz aus verschiedenen klinischen Fächern, mich jahrelang tief in die wissenschaftlichen Daten zu Prävention und Gesundheitsförderung eingearbeitet und das am Ende in die praktische Arbeit mit Klienten gebracht.
Und vielleicht am wichtigsten: Ich gebe mein Bestes, um in dieser Hinsicht ein glaubwürdiges Vorbild zu sein. Während meines Studiums hatte ich lähmende Knieschmerzen, Bluthochdruck und war 20 Kilo zu schwer. Heute springe ich schmerzfrei auf jeden Berg und schaffe mehr Klimmzüge als zu meiner Zeit als Handball-Landesauswahlspieler. Gleichzeitig nehme ich Medikamente für optimale Cholesterinwerte.
Strategische Prävention bedeutet für mich, die Möglichkeiten der konventionellen Medizin und eines gesunden Lebensstils zu kombinieren – beides ist kein Widerspruch, sondern ergänzt sich ideal.
2. Wie werden wir dem ganzen Menschen gerecht?
Obwohl ein ganzheitliches Menschenbild heute keine Frage des Glaubens ist, tun wir immer noch so, als gäbe es rein „psychische“ und „körperliche“ Krankheiten: Der Psychiater behandelt die Depression, der Kardiologe das Herz. Dabei hat jede Krankheit seelische und leibliche Anteile.
So sehr Spezialisierung in der Medizin an vielen Punkten Sinn ergibt, so sehr müssten wir auch anerkennen, dass wir als Gesamtpaket auf die Welt plumpsen.
Dieser Gedanke zieht sich durch meine bisherige Berufsbiografie: Vom Psychologiestudium bin ich ins Medizinstudium gewechselt – mit der festen Absicht, Psychotherapeut zu werden. Während des Studiums war ich Mitglied einer Arbeitsgruppe zur Psychoneuroimmunologie, habe mit einer Studie zur interdisziplinären psychosomatisch-somatischen Versorgung im Krankenhaus zum Dr. med. promoviert und diverse Fortbildungen zu Hypnose, Mind-Body-Medicine und Psychotherapie absolviert. Gleichzeitig habe ich immer in der „somatischen“ Medizin gearbeitet und bin auch aktuell als Narkosearzt im OPc unterwegs – dort, wo eine mechanistische Denke so präsent ist wie sonst nirgends in der Medizin.
Kurzum: Es ging für mich immer um die Verbindung von Körper und Psyche bei Gesundheit und Krankheit. Eine gute Medizin muss den ganzen Menschen in den Blick nehmen.
3. Wie bringen wir wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis?
Im Bereich der Lebensstilmedizin waren die letzten 20 Jahre ein Feuerwerk der Forschung – so viele kluge, inspirierende Studien, dass man kaum hinterherkommt. Natürlich gibt es in der Wissenschaft keine statische Wahrheit, die man auf dem Silbertablett serviert bekommt. Es geht darum, das „Big Picture“ zu sehen: zu erkennen, wo Daten aus epidemiologischen Untersuchungen, Interventionsstudien, Tiermodellen, Mendelschen Randomisierungsstudien und Grundlagenforschung in dieselbe Richtung weisen.
Wenn man bereit ist, mit den Ergebnissen zu ringen und auszuhalten, dass sie sich manchmal widersprechen, entstehen daraus wertvolle Orientierungspunkte und Frameworks für eine strategische, risikostratifizierte Präventivmedizin. Und genau dieser Link zwischen Wissenschaft und Praxis begeistert mich. Schon in der Vorklinik habe ich meine erste wissenschaftliche Arbeit darüber geschrieben, wie man medizinische Studien systematisch liest und auswertet. Ich liebe es, Datenbanken zu durchforsten und bekomme Fingerspitzenkribbeln, wenn ich auf klug formulierte Fragestellungen oder sauber aufbereitete Datentabellen stoße.
Aber am Ende bin ich mehr Praktiker als Theoretiker. Ich finde: Wissenschaft soll im echten Leben wirken – in Entscheidungen, Therapien und Gewohnheiten, die Menschen langfristig gesund halten.
Kurzbiographie
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf bei Erlangen, konnte während der Schulzeit ein Auslandsjahr in den USA machen und habe das Abitur an einem humanistischen Gymnasium abgelegt. Danach habe ich im Ruhrgebiet Medizin studiert und Auslandsaufenthalte in Osterreich, Italien und der Schweiz absolviert. Nach dem Studium habe ich zwischen 2019 und 2022 in der Neurologie, Anästhesie und Intensivmedizin sowie der Inneren Medizin gearbeitet und die Prüfung für Notfallmedizin bei der bayerischen Landesärztekammer abgelegt. Von 2023 bis 2025 habe ich ein präventivmedizinisches Mentoring angeboten und bin heute wieder in der Anästhesie tätig. Mit meinen zwei super Kids und meiner wunderbaren Frau Pia, mit der ich gemeinsam die „Gesundheitwerkstatt“ veröffentliche, wohne ich in Prien am Chiemsee.
